Schwebender Konflikt


Wir schreiben das Jahr 128 in dem der ehrenwerte Hashkar den Vorsitz innehat. Dies sind die Aufzeichnungen eines bescheidenen Chronisten. Ich befinde mich auf einer Erkundungsreise zu den materiellen Sphären der wilden Völker des Multiversums. Weit entfernt von der Zivilisation schwebe ich mutig dorthin, wo noch nie zuvor eine gebildete Kreatur gewesen ist. Gegenwärtig berichte ich aus der Region der Schwertküste von Faerûn.


Die schwebende Burg ist das verbleibende Bruchstück einer größeren Festung der Wolkenriesen. Der Fels, auf dem die verbliebenen Türme der einstmals sicherlich prächtigen Anlage stehen, ist kalt und schimmernd wie ein Eisberg, aber hart wie Granit. Und das Material taut nicht. Auch nicht in der Nähe des klimatisch ungewöhnlich warmen Tals, dessen Eingang die Burg bewacht.

Die Burgbesatzung sind Leute, die mein Vertragspartner, der Elf Maeral, bereits kennt. Eine Bande von Söldnern, die sich Nugas Virile nennen. Die Stimmung zwischen den Gruppen, also meiner Begleitung, die ich im letzten Eintrag meiner Chronik vorgestellt hatte und eben diesen Nugas Virile ist angespannt. Es handelt sich gleichermaßen um in der Anzahl 5 unzivilisierte Humanoide. Während wir - die Tall Hunters - in Begleitung eines Frostriesen reisen, hält sich unser Gegenüber einen weißen Drachen. Ich schätze den weißen Drachen auf ein Alter von höchstens 10 Jahren. Aber auch mit einem jungen Drachen ist nicht zu spaßen und es ist allgemein bekannt, dass die weißen Drachen relativ schnell an Größe und Muskelmasse in ihrer ersten Entwicklungsphase zulegen.

Unbeachtet der feindseligen Stimmung kommt es zu einem Handel. Die Burgleute fliegen uns weiter in den Norden und die Tall Hunters wollen von gewissen Personen berichten, die einer weiteren Gruppe, die unter dem Namen Retter von Greenest bekannt sind und im Krieg gegen die Drachengöttin Tiamat gekämpft haben sollen. Das Interesse der Nugas Virile an diesen Dritten begründet sich nach eigener Aussage darauf, dass die sogenannten Retter von Greenest in dem Heimatdorf Parnast gemordet haben, und die Absicht besteht diese Morde zu Rächen. Eine Groteske also um Mord, Totschlag und Rache, wie sie typisch für diese Welten und Völker sind, die in einer frühen Phase ihrer Entwicklung stecken geblieben sind.

Die Spannung zwischen den Söldnergruppen an Bord der Burg bleibt während der gesamten Fahrt bestehen. Der silberne Drachengeborene Oda-Nobunaga Daardendrien von den Tall Hunters hat es insbesondere auf den Menschenkrieger Jos van Brekken von den Nugas Virile abgesehen, der nach Aussagen des Drachengeborenen wegen Mordes gesucht wird und dem Kult der Drachen angehört. Mit Drachen sind die Burgleute offensichtlich verbunden. Besagter Jos van Brekken ist mit einer gewaltigen Armbrust bewaffnet, deren künstlerische Form sich an Merkmale von Drachen anlehnt. Die Dolche, die ich sowohl an ihm als auch an der schmächtigen Halblingsfrau Isabella und dem Tiefling Ozak sehen kann, sind sogenannte Drachenzahndolche, die aus den Zähnen von schwarzen Drachen gewonnen werden. Der letztgenannte Tiefling trägt ein magisches Exoskelett, das wie eine Rüstung fungiert und nach meiner fachmännischen Einschätzung ebenfalls aus den Knochen von Drachen hergestellt wurde. Einzig bei den ungleichen Schwestern Jasnah und Eleanor sind durch bloße Beobachtung keine Dracheninsignien zu erkennen.

Das Ende der Reise an Bord der schwebenden Burg mündet vorhersehbar nahezu in einem Scharmützel. Oda-Nobunaga hielt die Friedenspflicht nach dem verabredeten Austausch der Informationen für beendet und zog sein Schwert, um den gesuchten Mörder Jos van Brekken zu stellen. Beide Gruppen reagierten im Gegensatz zu dem Drachengeborenen eher besonnen. Maeral hatte die Absicht seinen Gefährten von den Burgleuten wegzuziehen und alle anderen nahmen zunächst eine defensive Haltung ein, es wurden Schutzzauber gewirkt, aber es war an der Tieflingsfrau Jasnah, die mit einer Einflüsterung ihren Worten magischen Nachdruck verlieh, dass ihre Gäste die Burg doch friedlich verlassen sollten. Der einfache, doch mächtige Zauber verfehlte seine Wirkung nicht und Oda steckte missmutig sein Schwert weg und die Tall Hunters gingen ohne Blutvergießen ihres Weges.

Wir sind im Hochgebirge. Bestimmt auf über 4000 Metern Höhe. Es ist kalt und die Kletterpartie für die Humanoiden anstrengend und gefährlich. Der weiße Drache der Nugas Virile verfolgt uns noch immer als wir schließlich unter der Führung von Harshnag den schwer zugänglichen Tempel des Allvaters erreichen. Doch so schwer zugänglich wie behauptet, ist die in den Felsen geschlagene gewaltige Anlage nicht. Fußspuren vor uns zeigen deutlich, dass wir nicht allein sind. Die Tall Hunters sind sich sicher, dass es sich um 7 Menschen und einen sehr jungen Drachen handelt. Wieder ein Drache. Ein Zufall? Es steckt sehr wahrscheinlich mehr dahinter und ich bin noch nicht überzeugt, dass es sich hier nicht um die Nugas Virile handelt, die vor uns den Tempel betreten habe.

Meine Theorie wird durch ein Experiment validiert werden. Denn wir betreten ebenfalls den Tempel.

Gezeichnet

P

Professor der thanergetischen Osteologie
Magister der Intromittik
Administrator Klasse A6 der Bruderschaft der Ordnung