Am Ausgangspunkt
Die Anspannung in dem kleinen Raum bricht sich so schnell Bahn, dass mir kaum Zeit bleibt die Umgebung zu erfassen. Schöne lila und türkise Lichter beleuchten die kreisrunde Kapelle von höchsten 15 Fuß Durchmesser. Die Decke ist leicht gewölbt und ganz allgemein wirkt das hier wie aus rohem Felsen herausgeschlagen. Vier oder fünf hohe, rechteckige Fenster würden theoretisch einen Blick nach draußen erlauben, wenn wir denn Zeit dafür hätten. Die riesige Spinne über einer Art Altar springt nach vorne und die Dunkelelfe rollt sich elegant von ihren Knien in eine Kampfhaltung mit ihrem seltsamen Speer in der Hand. Um mich herum bricht Gewalt aus, es wird doch hoffentlich bei blauen Flecken bleiben?
Wird es nicht. Die Riesenspinne schleudert irgendein Säurezeug auf die Tall Hunters, der Speer der Drow, so wird es sich herausstellen, saugt die Lebenskraft aus ihren Gegnern. Zudem wird es schlagartig stockfinster. Ein Glück, dass sich der Silberriesenkobold im Dunkeln offenbar gut zurechtfindet. Ich verstecke mich besser und versuche eine gute Gelegenheit zum Eingreifen zu erwischen. Das Versuchen ein paar meiner Gefährten auch und so bleibt der Kampf eher ein gegenseitiges Abtasten als ein Gemetzel. Das Eingreifen eines Dunkelelfenkriegers vereitelt der listige Paggen geschickt, in dem er das Loch zu einem tieferliegenden Raum deutlich erweitert und den Krieger und ein paar Tall Hunters einen Stock tiefer plumpsen lässt. Autsch. Das gibt doch blaue Flecken, oder?
Ich vermute schon, aber es gelingt durch das Erwähnen des Namens von Ilvara Myzzrim die Kampfhandlungen zumindest vorrübergehend einzustellen. Es kommt anstatt zu einem Waffen- zu einem Wortgefecht. Ergebnis des Palavers: die Tall Hunters dürfen von dannen ziehen. Der Finsterelf muss aber seine dunkelelfische Ausrüstung hierlassen. Eine zweite Drow besteht kichernd darauf, dass er alle seine Klamotten zurücklässt. Kein Wunder, sie scheint eine Nudistin zu sein, sie hat ja selber so gut wie nichts am Leib. Seltsame Sitten. Ob sie so mit jedem umspringt, oder hat sie etwa einen Gefallen am Finsterelf gefunden?
Der scheint diesen Umstand nicht vertiefen zu wollen und fügt sich. Und so machen wir uns auf den Weg durch das berühmte Unterreich. Ich bin ganz fasziniert. Die Tall Hunters scheinen sich hier gut auszukennen, den Gesprächen zu folgen, waren sie hier schonmal. Die haben ja viel erlebt. Ich verlasse mich also mal darauf, dass sie mit Wegen und Gefahren gut vertraut sind, und das einem armen Hörnchen wie mir dadurch schon nichts passieren wird. Oder? Oder?!
Zumindest bis zur ersten Rast gelingt das. Leider hatten unsere dunkelelfischen Nichtfreunde aus der Siedlung in die wir vor ein paar Stunden zwangsteleportiert worden sind gar nicht die Absicht uns ziehen zu lassen. Mitten in der Nacht - wobei ich nicht wirklich weiß ob gerade oben die Sonne scheint oder nicht - fallen sie über die Tall Hunters her. Gemeinerweise. Die armen Leute hätten eine Mütze Schlaf echt gut gebrauchen können. Aber es hilft nichts, es gilt erneut um das nackte Überleben zu kämpfen. Und die Sache beginnt aus meiner Sicht deutlich aggressiver als noch in dem lila Tempel. Diese Drow wollen meine Gefährten umbringen! Schreckschwerenot! Und beim Finsterelf sind die anderen finsteren Elfen schon fast erfolgreich. Eine grauselige Mischung aus Spinne und Elf schlitzt den Trägerzwergbruder fast komplett auf und der Schock der schweren Verletzung steht in seinen Augen, als er flehend zu uns herübersieht. Findet er hier im Finsteren sein passendes Ende?
Ich hoffe ja dann doch nicht. Irgendwie fände ich das nicht gut. Nicht das ich ihn mag, aber ich mag diese Drow dann doch noch weniger. Und er gehört zum Rudel. Ich streiche über meinen Rubin. Zeit in diesen Kampf einzugreifen. Wäre denn eine heldenhafte Rettung in letzter Sekunde nicht eine schöne Fortsetzung der Geschichte der Tall Hunters?