Am Eisspeer

Wir lassen die Leichen der getöteten Oger hinter uns und überqueren den Rotstrom. Wir halten uns genau zwischen dem gefürchteten Druarwald und den Rauvinbergen und folgen dieser sehr sichtbaren Grenze immer weiter nach Osten. Einem großen See im Süden haben wir nur aus der Ferne gesehen, als wir langsam eine größere Distanz zwischen uns und den Bergen gebracht haben. Alles wirkt ruhig und friedlich. Vielleicht zu friedlich?

Der Eisspeerfluss ist das nächste Hindernis unserer Reise. Eine kurze Diskussion, ob wir nicht dem Fluss folgen sollen, der uns auch nach Eisenschlacke führen könnte, endete damit, dass meine Gefährten bei der bisher erfolgreichen Taktik “Am Waldesrand” bleiben wollen. So umrunden die Tall Hunters die östlichsten Ausläufer des Duarwaldes und biegen nach Norden ab. In Richtung der viel höheren, massiveren Berge am Grat der Welt. In Richtung der mysteriösen Festung Eisenschlacke der Feuerriesen. Was wird uns dort erwarten?

So ruhig der bisherige Weg Richtung Osten gewesen war, so ereignisreich ist der Pfad nach Norden. Erstmal hatten wir wieder mit einer Rotte Oger zu tun. Diesmal mitsamt einer Schamanin. Doch meine Gefährten sind listig und haben die tumben Kreaturen auseinandergezogen und nach und nach niedergemacht. Der Finsterelf mag seine Feuerbälle, doch mit seinem Säurezauber ist er viel wirkungsvoller. Aber klar, so ein Feuerball, der macht natürlich mehr her. Angeber. Mir fällt jetzt erst auf, dass der Riesenkobold und der Reiterengel beide die Farbe Silber ganz toll finden. Die kämpfen auch gut zusammen und so sind auch diese Oger keine wirkliche Bedrohung für meine Gefährten. Ganz im Gegenteil zu den beiden armen Zwergen, die aufgespießt über einem Feuer braten. Die armen Teufel, was haben die hier in dieser Mielikki-verlassenen Gegend gesucht?

Kaum waren die Oger besiegt erregt die Wyvern von Trägerzwerg die Aufmerksamkeit eines Drachen. Welch majestätische Kreaturen! Aber meine Knie sind auch ein wenig wie Wackelpudding, als der Drache, korrigiere, die Drachin eine Wolke komisch riechenden Zeugs in unsere Richtung pustet. Musste die ein Bäuerchen machen?

Egal wie, in der anschließenden Konversation versucht sie Trägerzwerg vor der Wyvern zu warnen. Und mit was? Mit Recht! Der will wie gewöhnlich nicht hören und sorgt sich um seine geflügelte Giftechse. Die Drachin nennt uns ihren Namen, Lidristhyrra, und warnt uns davor weiter nach Norden zu gehen. Eine Chimäre würde dort ihr Unwesen treiben, und da hätte selbst sie, eine mächtige Kupferdrachin dann doch keine außergewöhnlichen Ambitionen auf eine Auseinandersetzung. Mit diesen Worten steigt sie wieder in Lüfte und lässt uns mit unserem Schicksal zurück. Eine Chimäre? Ich meinte irgendwas in einer Geschichte schonmal gehört zu haben, sind das nicht groteske Mischungen aus ganz vielen unterschiedlichen Bestien?

Meine Gefährten wollen das herausfinden. Nun ja, eigentlich nicht, aber sie wollen in jedem Fall nach Eisenschlacke. Und schließlich erreichen wir den gesuchten Ort. Wobei, “gesucht” trifft es ja nicht wirklich. Die Tall Hunters haben bei dem Orakel, eine Vision dieses Ortes erhalten und wissen genau, wo es lang geht. So wie ich meine Erinnerungen zurückbekommen habe. Ob es da einen Zusammenhang gibt?

Mir bleibt diesmal wieder keine Zeit zum Grübel. Ich betrachte den majestätischen Felsen, den wir aus der Deckung des Waldrandes beobachten. Das Gebirge hier beginnt mit einer steilen, stark zerklüfteten Felsengruppe. Ein Pfad führt zu dem vordersten der steil aufragenden und bestimmt über 600 Fuß hohen Felssteine. Auch von meinem doch noch deutlich entfernten Beobachtungsposten hoch oben auf einem der Bäume des Waldrandes kann ich ein gewaltiges Tor im Fuß des Felsen erkennen. Ein Rauschen, wie von Wasser liegt in der Luft. Oben auf dem Felsen scheint Rauch aufzusteigen. Ist das ein Zeichen von Zivilisation?