Bonding

Es ist getan. Daardendrien Oda-Nobunaga, genannt Snake Eyes, ist den Bund mit mir eingegangen. Die erste sterbliche Seele seit der ehrenwerten Brysis von Khaem, der ich meine Macht verleihe und die mich im Gegenzug nähren wird. Wie Licht und Wasser einen Baum wachsen lässt, so werden die Strahlen der Sonne und die Kraft dieser Seele mir zu neuer Größe verhelfen.

Doch zuvor kümmerten sich die Überlebenden des Unterreichs und des Angriffs der Feuerriesen um Triboar. Sie löschten Brände und versorgten Verletzte. Das Gebäude der Schmiede des Ghelryn ist zerstört. Esse und Amboss haben überlebt. Als Dank für die Hilfe im Kampf und bei den Aufräumarbeiten fertigt er ein Empfehlungsschreiben an und empfiehlt Gumba Kahn die Zitadelle Felbarr aufzusuchen und das Schreiben König Morinn oder Königin Tithmel vorzuzeigen. Diese werden sich gewiss erkenntlich gegenüber Leuten zeigen, welche die geschätzten Untertanen der Zwergenfürsten im Kampf gegen Riesen unterstützt haben. So wurde es von alters her bereits gehandhabt.

Faust der Gerechtigkeit

Noch bevor die Sonne im Westen verschwand, hörten wir das Donnern von Hufen in vollem Galopp. Viele waren mit uns am Marktplatz versammelt. Manche riefen: „die Zwölf sind zurückgekehrt!“ Doch es waren nicht die Kämpfer Triboars. Weißgoldene Banner flatterten an den erhobenen Speeren der uniformierten Reiter. Ein zur Faust geballter und in Flammen stehender Handschuh vor goldenem Grund prangte an ihren Schilden. Ernst und stolz blicken die Reiter unter blankpolierten Helmen drein. Der Anführer stellt sich als Sir Aethelred von Trielta vor und er habe die ehrenvollen Krieger der „Faust der Gerechtigkeit“ zur Eile angetrieben, als seine Späher die Rauchsäulen über Triboar entdeckten. Bemerkenswert ist seine unmittelbare Begleitung. Eine drachengeborene Klerikerin mit golden glänzenden Schuppen, die wünschte als ihre Reverenz Prarol Suzita angesprochen zu werden.

Es lag eine Spannung in der Luft. Höflich und freundlich ist die Natur des Ritters. Diszipliniert und geordnet die Reihen der Soldaten. Heilkundig und mildtätig sind Klerikerin und ihre Akolythen. Mit schmerzhafter Erkenntnis wurde mir erneut bewusst, dass es mir an Klarheit fehlt. Doch meine Gefühle ermahnten mich zur Vorsicht. Bei all dieser zur Schau gestellten Ehrenhaftigkeit und Ritterlichkeit nagte etwas an mir. Was übersehe ich? Und nicht nur mir ging es so.

Die Augen der Reiter wanderten suchend über den Marktplatz. Nemyth, der Wirt der Waffenkammer, wurde gepackt. Der Halbdämon. Tieflinge werden sie jetzt genannt. Je mehr mein eigenes Misstrauen von der Faust der Gerechtigkeit gegenüber Nemyth geteilt wird, desto unsicherer werde ich mir selbst mit meiner Einschätzung dieses Abkömmlings Dispators. Festnehmen wollten sie ihn. Anschuldigungen über seine zweifelhafte Herkunft hinaus wurden keine hervorgebracht. Hände legten sich an die Griffe von Waffen und der Gedanke an einen zweiten Kampf an diesem Tag erschien plötzlich nicht mehr abwegig. Lord Protektor Darathra schritt ein. Meine Gefährten stellten sich auf ihre Seite, der Seite des Wirtes und die Seite der Bewohner Triboars. Sir Aethelred gebot seinen Soldaten Einhalt. Die Spannung löste sich etwas, das Misstrauen blieb bestehen.

Wachsam begaben sich alle zu ihren Schlafplätzen. Die Reiter auf dem Karawanenplatz mit dem Loch im Boden. Darathra dürfte die Nacht oben auf der Spitze ihres Turmes verbracht haben. Paggen und andere gingen zu Nemyth in die Waffenkammer und hielten ihre Waffen griffbereit. Andere saßen noch im Nordschildhaus beisammen.

Die Faust der Gerechtigkeit machte sich am kommenden Tage eilig wieder auf. Der aufgewirbelte Staub durch die Pferde war gegen das frühe Licht der aufgehenden Sonne noch eine Zeitlang zu sehen. Vom Dach des Nordschildhauses sah ich ihnen nach. Wir werden sie nicht das letzte Mal gesehen haben.

Ich beobachtete die Leute bei einem Tag mit ehrlicher, harter Arbeit. Narth Tezrin wurde versorgt, seine Zuversicht nicht im Geringsten erschüttert vom Verlust seines Beines. Das Band der Liebe zwischen ihm und der Dame Alaestra erscheint mir stärker als zuvor! Darz Helgar machte sich daran, seinen Platz instand zu setzen. Lord Protektor Darathra Shendrel verfasste einen versiegelten Bericht und ein offenes Empfehlungsschreiben für die Gefährten. Sollten sie über Land auf dem Evermoorweg reisen, dann mögen sie Bericht und Empfehlungsschreiben bevorzugt einem gewissen Dral Thelev übergeben, dem Wirt des Danivarrs in Everlund. Sonst dem Finufaranell in Silverymoon.

Apropos Finufaranell. Schließlich kam es zu der Begegnung, die uns vor ein paar Tagen angekündigt worden war. Der Agent der Harfner stellte sich als junge Halblingsfrau heraus. Eine Halblingsfrau mit schwarzer Haut, einer außergewöhnlichen Frisur aus kleinen, ineinander verwobenen Zöpfen, gehüllt in einen pelzbesetzten Umhang und ein blaues Reisekleid. Begleitet wurde sie von einem Carl Lothmann. Ein Krieger in Rüstung, Schild und Schwert, der wie seine Ausrüstung seine besten Tage bereits hinter sich gelassen hat. Als Seraphina da Lentini aus Bleeding Wines stellte sie sich den Gefährten vor.

Seraphina und Carl

Beim gemeinsamen Abendbrot im Nordschild Haus, bei Gespräch und Wein, berichteten die Geflohenen von ihrer Flucht. Den Dunkelelfen, den Kuo-toa, den Myconiden und den Dämonenfürsten. Sie erzählten von ihrer Absicht beim Abwenden der dunklen Bedrohung von ihren Liebsten hier auf der Oberfläche mitwirken zu wollen. Ich fühle die Liebe der beiden ungleichen Brüder für ihre Familien aus Mbar-i-estel. Ich fühle die Neugier auf Leben bei Paggen. Ich fühle den Drang sich zu beweisen und die Freude an Lustbarkeiten bei Anselma. Ich fühle das Pflichtbewusstsein das Böse bekämpfen zu wollen bei Snake Eyes. All das werde ich mir zunutze machen.

Mehrere Dinge wurden entschieden. Die Botschaft der Bedrohung durch Dämonen aus dem Unterreich und die wiederholten Angriffe der Riesen wird zu den Harfner nach Silverymoon gebracht werden. Zu Finufaranell und anderen hohen Harfnern. Dort wird hoffentlich zu wissen sein, was getan werden muss. Und von wem es getan werden muss.

Die Dame Seraphina bat die Anwesenden als persönliche Angelegenheit nach einer vermissten Person aus ihrer Siedlung Ausschau zu halten. Isabella Clara Teotochi Fortunata de Brandagamba ist eine blutjunges Halblingsmädchen, die seit über einem Jahr bereits vermisst wird. Sorgen las ich in den Augen Seraphinas, als sie eine Zeichnung einer recht verhungert aussehenden Gestalt übergab. Für die Mühen und für die Reise zu Finufaranell legte sie für die Geflohenen eine Handvoll Perlen und einen Rubin auf den Tisch.

Narth Tezrin erschien, gestützt durch Krücken und seiner geliebten Alaestra. Einen Auftrag im Namen von Lionshield Coster hatte er mitgebracht. Eine Wagenladung Harnische des örtlichen Sattlers mit Namen Othovir verlangt es nach Noanar’s Hold gebracht zu werden. Er bietet den Gefährten diesen Auftrag an, zusammen mit einem Karren mit dem zuverlässigen Zugpferd Boris, Reitpferden wie es uns beliebt und 100 Goldstücken in klingender Münze. Die Geflüchteten nahmen an und somit ist der Pfad nach Silverymoon entschieden.

Die Dienste von Zindra Winterbow wurden zunächst ausgeschlagen. Die junge Waldläuferin verabschiedete sich von Paggen. Sie werde nach Süden reisen, nach Goldenfields. Dort sei magisches Saatgut auf der Straße verloren gegangen und sie werde in dieser Sache Nachforschungen anstellen. Von Goldenfields gäbe es ebenfalls Berichte von marodierenden Hügelriesen, just wie vor dem Angriff der Feuerriesen in Triboar. Auch das käme ihr beunruhigend vor.

Dann ist es so weit. In den frühen Morgenstünden begeben wir uns in den Osten. Das ist meine Lieblingshimmelsrichtung. Maeral war neugierig genug, um Snake Eyes zu begleiten. Der Bund bringt dem Drachengeborenen Schmerzen. Mir jedoch Klarheit. Ich erkenne mich. Ich erkenne die Welt. Ich spüre die Hitze. Ich spüre das verbrannte Gras unter unseren Füßen. Ich rieche den Duft des Feuers und die klare Morgenluft. Ein neues Licht leuchtet und wird seine heiligen Strahlen in diese Welt hinausschicken!

Dawnbringers Circle

Fiat lux!