Freier Fall
Mirtul in the Year of the Scarlet Witch, DR 1491
Savage FrontierWildes GrenzlandLogbuchSavage Frontier Buch 2
748 748 Wörter
13.05.2023 11:51 +0000
Die Tall Hunters sind in das Unterreich zurückgekehrt. In das Unterreich des Schattenfell. Das Unterreich auf der materiellen Ebene ist ein seltsamer, schrecklich dunkler Ort voller Gefahren. Diese Variante des Unterreichs auf der Ebene der Toten verbirgt nicht nur Gefahren im Dunkeln, die Dunkelheit an sich ist tödlich und lechzt begierig nach der Lebenskraft meiner Gefährten. Nur mein Licht ist der Schild gegen die wütende Finsternis um uns herum.
Einige Stunden vorher waren wir noch oben. In der alten Zwergenmine im Schattenfell. Bei den beiden getöteten Elfen. Deren Ausrüstung wurde aufgesammelt, sie schienen sie ja nicht mehr zu brauchen. Ebenso schleppten die Tall Hunters einen der beiden Elfen mit sich, um ihn mittels Magie zu befragen. Asha legte eine der Plattenrüstungen der Toten an und sie sah darin schon sehr schmuck aus.
Gumba Kahn erhielt eine telepathische Nachricht von Ným: sie hätte mit ihrer Freundin den Schutt des Berges weggeräumt und wäre in der Zwergenmine angelangt, aber dort sei niemand zu sehen. Wo wir wären, fragte sie. Meine Gefährten testeten eine Theorie: führte der Durchgang, durch den wir gekrochen waren, wieder zurück auf die materielle Ebene? Paggen sollte das Experiment durchführen, um zu Ným zu gelangen. Das Experiment war erfolgreich. Die Quadratröhre führte zwar genauso wie zuvor nach unten, doch der Ausgang war wieder dort, wo auch der Eingang gewesen war. Die kleine goldene Drachin erwartete uns bereits. Gemeinsam mit ihrer Freundin, einer menschlichen Zauberin, die sich als Lady Zee vorstellte.
Alle krochen durch den Durchgang zwischen den Ebenen, kletterten aus der Mine und nutzten die bekannte und verlassene Bärenhöhle in der Nähe, um sich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Die magische Befragung des Leichnams des unbekannten elfischen Kriegers scheiterte ebenso wie der letzte Versuch des gleichen Rituals bei dem getöteten Harfner-Waldläufer im Mondwald.
Die Bedrohung durch den “Seelenstaubsauger” bestand nach wie vor. Lady Zee wurde überzeugt, die Tall Hunters zu begleiten, die kleine Ným sollte auf der materiellen Ebene verbleiben und bei Bedarf weitere Hilfe holen. Alle krochen erneut zurück in das Schattenfell.
Die untoten Gedankenschinder schwebten wieder über dem Loch im Boden der äußeren Befestigungsanlage der Zwergenmine. Diesmal zwei, es galt also etwas in dem Loch zu bewachen und sie hatten die Wache verstärkt. Ein Plan wurde ersonnen: Lady Zee sollte sich mit einem Zauber in einen Riesenadler verwandeln, um die beiden Wächter abzulenken. Herr Kahn und Frau Vandree sollten versuchen die untoten Gedankenschinder mit der vereinten Kraft ihrer Göttinnen zu vertreiben. Alle anderen sollten derweil - mit einem Seil verbunden - in das Loch springen, der findige Paggen mit seinen Erfindungen wurde als Zuständiger für federleichten Fall bestimmt. Zusätzlich und ganz am Ende sollte Lady Zee in das Loch hinterherfliegen, um die Seilschaft aufzufangen und den Sturz zu bremsen.
So wurde es durchgeführt. In weiten Teilen war es erfolgreich. Der Sturz durch das Loch zog sich eine gefühlte Ewigkeit dahin. Die Kräfte des Herrn Paggen schienen zu erlahmen. Die seltsamen dunklen und organisch aussehenden Wände sausten an uns vorbei und schließlich fielen wir hinaus aus dem Loch. Wir fielen immer weiter, jetzt in das nichts. Nichts war um uns herum zu sehen, keine Wand, kein Boden, nichts. Nur Finsternis außerhalb des Lichtkreises, den ich aufrechterhielt. Mein Licht war es aber, dass Lady Zee in ihrer verwandelten Gestalt zu uns führte. Gewaltige Klauen griffen nach unserer fallenden Seilschaft und bremsten den Sturz. Und da war er: der Boden. Ein Boden so ähnlich wie die Wände des unheimlichen Lochs, in das wir uns so heldenmutig hineingestürzt hatten. Dunkel, hart und glatt. Und doch nicht eben, sondern wellig, mit Knubbeln, vielleicht so ähnlich wie die Haut einer Larve oder Made.
Die Tall Hunters orientierten sich. Anselma nutzte die Fähigkeiten ihrer magischen Waffe “Ironfang” um die Quelle der immer stärker werdenden Vibrationen zu lokalisieren. Mein Licht wirkte wie ein Regenschirm gegen die tödliche Dunkelheit um uns herum. Ohne Orientierungspunkte verließen wir uns alle auf die verstärkten Sinne der Barbarin. Und sie führte uns immer weiter. Bis zu einem weiteren Loch im Boden.
Mir ist nicht so richtig wohl zumute. Einerseits erfüllt es mich mit Stolz, dass es meine Kräfte sind, die alle hier beschützen und am Leben erhalten. Aber diese Dunkelheit und diese Eintönigkeit erfüllt mich mit Angst. Und jetzt stehen wir vor der nächsten schwarzen Öffnung im Boden. Alles in mir widerstrebt es, dort weiter hinabzusteigen. Aber was soll ich machen? Ich muss meine Gefährten beschützen. Und wir müssen diesen ominösen „Seelenstaubsauger“ finden und die Bedrohung für die Lebenden in der wirklichen Welt beenden!
Fiat Lux!