Irrwege

Waterdeep feierte die Helden von Greenest! Die Bedrohung der Schwertküste durch den Kult der Drachen wurde zwar nochmals mehr als deutlich in die Erinnerung der Bevölkerung gerufen, als eine Hundertschaft schwarzer und grüner Drachen Skyreach Castle nur wenige Meilen nördlich von der Stadt der Prächtigen angegriffen hatten. Doch den Riesen der fliegenden Festung und den Kämpfern der Allianz gelang es schnell die Angreifer zurück durch ihre Portale zu jagen.

Die hohen Abgesandten des elfischen und des zwergischen Volkes verkündeten Tags darauf in der Öffentlichkeit ihr Bedauern über die zurückliegenden Vorfälle zwischen ihren Völkern und den sogenannten metallischen Drachen. Die formelle Erklärung besiegelte nach Worten von Lady Laeral Silverhand den Pakt zwischen der Allianz und denjenigen Drachen, welche Gegner von Tiamat und ihren Anhängern sind. Die junge Kupferdrachin Lysaleth und die Sondergesandten der Allianz würden Kontakt und Koordination mit den uralten Wyrmern übernehmen.

Von allen Fraktionen der Allianz nahmen vor allem die Harfner und Lady Laeral die Bedrohung und das Kopfgeld des Kultes, welches auf die Köpfe der Bezwinger von Aurauthator ausgesetzt war, sehr ernst. Das spurlose Verschwinden von Oba Zok während des Angriffs auf Skyreach Castle zeigte die Bedrohung nur in größerer Deutlichkeit. Leosin Erlanthar, der halb-elfische Mönch aus Berdusk und ranghohes Mitglied der Harfner, schloss sich den Gefährten an, um sie vor möglichen Mordanschläge zu schützen.

Hinter den Kulissen wurden bereits die Pläne geschmiedet, wie der Großangriff der Allianz auf die Quelle der Drachen in den Abendrotberge gestaltet werden könnte. Silbrigmond, Neverwinter und Waterdeep riefen Truppen zusammen. Transportschiffe wurden bereits gechartert, Handelsschiffe wurden mit Argumenten in klingender Münze in die Dienste der Allianz genommen. Man hatte wohl auch die Absicht, Skyreach Castle zur Truppenverlegung zu nutzen. Baldurs Gate und die Elturgrad mustern ihre Truppen, metallische Drachen wurden in den Süden geschickt, um den Chionthar - und damit den wichtigsten Transportweg - zu sichern. Cormyr lies Truppen nach Proskur verlegen. Alles schien sich auf einen Feldzug im Frühjahr vorzubereiten!

Die Retter von Greenest beratschlagten untereinander und mit ihren Verbündeten ihre nächsten Schritte. Sollten sie den Hinweisen zur blauen Drachenmaske nachgehen, mit den unwahrscheinlichen Verbündeten aus Thay verhandeln oder dem Vorschlag von Botschafter Connerad und König Melandrach folgend, die Quelle der Drache als Vorhut ausspionieren, wo möglicherweise ihr verschwundener Gefährte Oba Zok festgehalten wurde? Sie entschieden sich schweren Herzens dafür, als ersten Schritt Xonthals Turm aufzusuchen. Die Chance eine Drachenmaske in die Finger zu bekommen, auch wenn es eine Falle sein sollte, musste genutzt werden!

Lysaleth wurde gebeten, zwei weitere Drachen zu rufen, damit die Abgesandten des Rates möglichst schnell zu den südlichen Ausläufern der Grauen Gipfel und zur Ortschaft mit dem Namen Xonthals Turm reisen konnten. Die Siedlung, die sich um den alten, verlassenen Turm mit seinem verwilderten Irrgarten gebildet hatte, ist im Laufe der Zeit aus den Familien der Lehrlinge, die bei Xonthal studieren wollten, entstanden. Parnast und das Jagdhaus, zu dem die Helden von Greenest in früheren Abenteuern gereist waren, lag nur etwa hundert Meilen entfernt im Norden von Xonthals Turm. Kann das ein Zufall sein?

Weg von Waterdeep nach Xonthals Turm

Wenige Tage nach dem Angriff auf Skyreach Castle waren also die Vorbereitungen für das nächste Abenteuer der Retter von Greenest abgeschlossen. Lysaleth stellte den Sonderbeauftragten der Allianz zwei weitere Angehörige ihres Volkes in menschlicher Form vor - genau genommen bedurfte es nur einer Vorstellung - von den Schwestern Tazmikella und Ilnezhara waren die Gefährten bereits mit Tazmikella bekannt. Die Kupferdrachin war es, mit der sie vor wenigen Wochen noch in den Netherbergen verhandelt hatten. “Mickey” und “Lady Zee” übrigens für Freunde, wie Lysaleth anmerkte. Auf dem Rücken der Kupferdrachen, Tazmikella und Ilnezhara waren in ihrer wahren Form deutlich größer als die junge Lysaleth, flogen sie gemeinsam über die nördlichen Ausläufer des Hochmoors nach Osten.

From nowhere, it seemed, the little silhouette brought forth a gigantic hat with a gigantic feather sticking from it, and she crouched as she put it on her head, then slid her hands down the side of her face and seemed to be removing a mask. When she stood up straight once more, she was fully a foot taller, at least, and when she came out around the screen, more than her height and clothes had changed, indeed! Her gender had changed, as the dragons had expected, but so had her hair color, blond to white, and her skin color, fleshy pink to ebon black. “Ladies, it has been far too long,” Jarlaxle said with an exaggerated bow, sweeping his hat across the floor. “Jarlaxle, Jarlaxle,” laughed Lady Zee as a swirling wind engulfed the dragon beside her, and within the tumult of the swirl, the beast became a human woman once more, but now one without any clothes, which didn’t seem to bother her in the least. “I should eat you just for deceiving us,” said the former dragon. “And I should insult you for your silly names,” the drow mercenary replied. “Mickey? Really Tazmikella, that is a name more fitting a halfling.” “I told you as much, sister,” Lady Zee said to Tazmikella. “And you, Ilnezhara,” Jarlaxle said. “Lady Zee?” “Enough, drow,” Tazmikella warned. “I am still considering the method of your demise.”

Salvatore, R.A.. Rise of the King (Companions Codex Book 2) (P.416,417). Wizards of the Coast Publishing.

Von oben sah alles so aus, wie sie es aufgrund eigenem Wissen und Erzählungen erwartet hatten: eine mittelgroße Siedlung von 300, vielleicht 500 Menschen, nahe dem verlassenen Turm des fast vergessenen Erzmagiers Xonthal. Um den Turm herum war der ikonische Irrgarten längst zu einer über hundert Meter durchmessenden, undurchdringlichen Dornenhecke verwachsen. Sie landeten außerhalb der Siedlung und außerhalb der Sichtweite der Einwohner und des Turms. Der Mann und Yona legten magische Verkleidung an und wurden von Leosin und Lysaleth zum Dorf begleitet. Im Gasthaus wurde ihnen recht bereitwillig Auskunft gegeben: der Turm sei seit ewigen Zeiten verlassen, seine Magie aber mächtig und präsent. Im Irrgarten bestünde die Gefahr, dass Kinder und Tiere verloren gingen, daher sei der Eingang abgesperrt. Glücksritter suchten hin und wieder nach Schätzen und Artefakten, von denen sei aber kaum jemand jemals wieder aufgetaucht. Einen Weg durch den Irrgarten sei unbekannt oder es gäbe ihn nicht mehr. Die Kinder berichteten gegen den Willen der Erwachsenen von mancher Mutprobe, einäugigen Riesen im Labyrinth, aber auch davon, dass seit diesem Jahr wieder Lichter und Bewegung am Turm zu sehen gewesen sein wäre. Auch ein blauer Drache soll gesehen worden sein. Alles dummes Kindergeschwätz meinten die Erwachsenen.

Xonthals Turm

Die Retter von Greenest wollten sich nun selbst ein Bild von Turm und Irrgarten machen. Vom Boden aus wirkte zumindest die äußere Hecke sehr gepflegt, aber als Yona ihren magischen Familiar schickte und später sie und Tashenell auf dem fliegenden Teppich den Irrgarten überquerten, bot sich ihnen das Bild, das sie auch bereits vom Rücken der Drachen und von weiter oben hatten: der Irrgarten war inzwischen eine einzige, riesige und dichte Dornenhecke. Und der Turm, den sie näher in Augenschein nahmen, war ein Scheinturm: wie das in Stein gehauene Abbild eines Turms, wo Fenster und Türen gewesen sein sollten, waren nur die Simse in den Stein gehauen. Doch während Yona und Tashenell den Turm untersuchten, konnten ihre Gefährten von außerhalb des Irrgartens eine Szene oben auf der Spitze des Turmes beobachten. Ein Mensch in dunklen Roben erschien und schrie über den Irrgarten: “Retter von Greenest, ich bin entdeckt! Ich habe die Maske und verstecke mich unter dem Turm! Sucht mich dort!” Eine zweite Gestalt erschien und es kam zum Kampf. Im Gerangel stürzte die zweite Gestalt über die Brüstung des Turmes in die Tiefe und der Mensch in dunklen Roben – Iskander möglicherweise - verschwand wieder im inneren des Turms von Xonthal.

Mit den Drachen flogen die übrigen Helden von Greenest schleunigst über den Irrgarten, da sie ihre Vorhut in Gefahr wähnten. Am Turm angekommen, trafen sie auf die verdutzten Yona und Tashi, von einem auf dem Boden zerschmetternden Körper weit und breit nichts zu sehen. Dass es eine Schreierei und Gerangel auf dem Turm gegeben haben sollte, davon hatten die Halblingsfrau und der Südländer rein gar nichts mitbekommen.

Tazmikella merkte an, dass der Turm und der Irrgarten nicht nur eine Verteidigung gewesen sei, sondern – soweit sie sich erinnerte – auch ein ganz eigenständiges Kunstwerk eines exzentrischen Erzmagiers. Seltsame Gegebenheiten wie diese, wären wohl zu erwarten. Die Abgesandten des Rates wollten es jetzt mit dem eigentlichen Eingang des Irrgartens versuchen, nachdem sie die Idee verworfen hatten, mittels ihrer Drachen das ganze Gebiet einmal zu roden.

Heimlichkeit erschien ihnen ohnehin nicht mehr angebracht zu sein und so machten sie sich auf den Weg zum Eingang des Irrgartens, der am Ende eines kleinen Fußwegs vom Dorf kommend lag. Ein brusthoher Zaun sperrte den Eingang ab. Der Eingang war ein gepflegter Bogen einer saftigen, grünen Hecke, akkurat geschnitten und ohne dürre Äste oder anderen Schäden. Der erstaunte Blick der Gefährten durch den Heckenbogen des Eingangs fiel auf einen breiten, sandbestreuten Weg, umgeben von ebenso gepflegten, etwa 3 Metern hohen Hecken, der leicht nach oben in Richtung des Turmes führte. Kein Spur zu sehen von Dornen und Ranken und Überwucherungen.

Würden sie es wagen, das Labyrinth eines verrückten Erzmagiers zu betreten?

-Fohleireih