Mord in Silbrigmond
Kythorn in the Year of the Scarlet Witch, DR 1491
Savage FrontierWildes GrenzlandLogbuchSavage Frontier Buch 2
919 919 Wörter
14.10.2023 19:50 +0000
Wir sitzen hoch oben über den Dächern von Silbrigmond. Im muschelförmigen Schrein an der Spitze des schlanken Turms des Tempels von Lathander, dem Gott der aufgehenden Sonne. Wir warten auf das erste Licht des beginnenden Tages. Meine Begleiterin ist Alenia Reyrel. Alenia ist Tempeldienerin des Corellon. Sie stammt aus dem Dorf von Meister Gumba Kahn und seinem Bruder Maeral aus dem Haus Thaorael. Wir haben sie vor ein paar Tagen hier in Silbrigmond in den Everdusk Hallen kennen gelernt. Und sie hat ein wenig Zeit mit uns verbracht. Vor allem mit Anselma. Gestern hat sie mitgeholfen, den Diebstahl der Sonnenklinge zu vereiteln, an die ein Teil meiner Seele gebunden ist. Meine Gedanken kehren zurück in die Vergangenheit.
Die Tage, die wir in Silbrigmond verbrachten, waren recht beschaulich, will ich mal sagen. Ein Abend im Wayward-Gasthaus mit einer Lesung über Morde an den Herrschern von Waterdeep, Einkaufen in den zahllosen Läden, Paggen hatte alte Freunde getroffen. Bedeutend war, dass der Herr Gumba Kahn und Snake Eyes die seltsamen Rubine aus dem Schattenfell in die Hände der Silberritter - genauer in die Hände von Meisterwächter Betram Eydelwat - gegeben hatten. Die Untaten der Faust der Gerechtigkeit beschäftigten Oda immer noch. Er berichtete dem Meisterwächter davon. Das gefiel mir, wobei ich nach wie vor diese Methode des Anschwärzens zum einen für wenig ehrenhaft, zum anderen für wenig erfolgversprechend hielt.
Am gestrigen Abend trafen wir uns alle im Gasthaus wieder. Die Gefährten beschlossen in Tavernen von eher zweifelhaftem Ruf in der Nähe des Moortores Nachforschungen anzustellen. Oda-Nobunaga Daardendrien, genannt “Snake Eyes”, der ehrenwerte Träger meiner Sonnenklinge und Paladin von Bahamut und vom Volk der Drachengeborenen ließ zu diesem Zwecke zu, dass Alenia eine Unsichtbarkeit auf ihn wirkte, um ihn als auffälligstes und größtes Mitglied der Tall Hunters vor ungebetenen Blicken zu verbergen.
Auf dem Weg entfernte er sich alleine von den anderen. In den Straßen von Silbrigmond an sich auch zu später Stunde kein Problem, sollte man meinen. Und noch dazu unsichtbar. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, er hatte einen Schrei vernommen. Den Schrei einer jungen Dame in Nöten. Es war dringend nötig dem nachzugehen. Mehr war nicht nötig, um ihm eine Falle zu stellen.
Als er den vermeintlichen Bösewicht und Mädchenschänder von dem vermeintlichen Opfer wegschleuderte, hob sich nicht nur seine Unsichtbarkeit auf, auch die Dame machte sich - nach kurzer Überraschungspause - schleunigst aus dem Staub. Weder Mädchen noch Grobian waren es, die am Ende für das Ende von Snake Eyes sorgten. Der Angriff kam aus dem Gebüsch direkt neben uns. Ein einziger Hieb mit einem Kurzschwert genügte, um den 7 Fuß großen Drachengeborenen auf die Pflastersteine zu schicken. Blutend und sterbend. Und ich konnte nicht eingreifen. Ohne den Willen und der Kraft einer Seele kann ich die Materielle Ebene nicht betreten. So musste ich hilflos mit ansehen, wie eine dunkle Gestalt recht zielsicher nach der Sonnenklinge griff, die mir als Anker in diese Welt dient. Und sich aus dem Staub machte.
Zum Glück waren die Freunde des Oda-Nobunaga schnell am Ort des Dilemmas zur Stelle. Wie so häufig war auch diesmal Meister Kahn sehr aufmerksam. Ich konnte spüren, wie das Leben von Oda-Nobunaga gerettet wurde und dass sich meine Gefährten an die Spur der flüchtenden Gestalt hefteten. Der Gestalt, die mein Schwert trug. Lange sollte es nicht gehen. Geplant oder verzweifelt, ich war mir nicht sicher, wurde meine Klinge durch eine Öffnung in einen Keller geworfen. Ein paar Zwerge haben mich ein paar Augenblicke später aufgelesen.
Aber ich war recht sicher, dass meine Freunde früher oder später hier auftauchen würden. Miss Huffletooth, die Begleiterin von Herrn Gumba Kahn und von der Gestalt her ein kleines Hörnchen hatte den Keller bereits inspiziert. Die Tall Hunters wussten also, wo sich die Sonnenklinge befand. Ich wartete ab.
Und tatsächlich, einige Minuten später klopfte es an die Türe. Ein paar Worte wurden getauscht, ein Zauber wurde gewirkt und die Zwerge waren recht verhandlungsbereit. Das überraschte mich etwas und hatte wohl mit dem Zauber zu tun, der hier im Spiel war. Denn vorher hatten sie sich noch darüber unterhalten, dass ein “Brinny” ihnen eine gehörige Summe für ihre Dienste und für die Beute bezahlen würde. Doch sie handelten wohl nach der alten Weisheit: “ein Ei in der Hand ist besser als das Gelege auf der Bergspitze” und kassierten eine hübsche Summe Geld von Gumba Kahn und Paggen im Tausch für den Schwertgriff der Sonnenklinge. Alenia Reyrel nahm das Artefakt an sich.
Wir haben die ganze Nacht geredet. Alenia und ich. Sie wollte viel von mir wissen, ich habe viel über sie erfahren. Bei einigen Sachen konnte ich ihr nicht recht helfen. Wie ich die Brüder Gumba Kahn und Maeral aus dem Haus Thaorael so einschätze, was vor allem Maeral über sie denkt. Ich kann nur ehrlich sagen, dass ich die Sterblichen nicht verstehe. Selbst Oda-Nobunaga nicht und dass, obwohl ich häufig seine Gedanken hören kann.
Alenia ist eine bemerkenswerte Frau. Wiedergeboren aus einem alten Geschlecht der Vorfahren der Elfenvölker. Aus einer Zeit noch vor dem Anbeginn des Reiches Netheril vor tausenden Jahren, dessen mächtige Zauberer einen Splitter meiner Selbst an die Sonnenklinge gebunden hatten. Wir haben einen Pakt geschlossen. Einen Pakt uns gegenseitig zu unterstützen. Jede von uns hat das etwas gekostet. Jede von uns macht das stärker.
Alenia ist keine Schwertkämpferin. Die Sonnenklinge wird zu Meister Oda-Nobunaga Daardendrien zurückkehren. Sobald wir ihn und seine Freunde wieder treffen. Es scheint so, als ob es bei der Verfolgung des Mörders ein Missverständnis mit der Silberwacht gegeben hat. Bestimmt wird sich im Morgenlicht alles aufklären.
Fiat Lux!