Muschelhorn

Meine Begleiter entscheiden sich dafür eine riesenhafte Treppe hinab in die Tiefe zu steigen. Und das gewaltige Loch im Boden, mit der sich bewegenden Holzkonstruktion fürs erste links liegen zu lassen. Ich lasse mich die Treppe von Trägerzwerg tragen und bin sehr angespannt. Hier riecht es schon bedrohlich. Und ein wenig angekokelt. Laufen wir geradewegs zu unserer eigenen Grillparty?

Viele hundert Meilen Tunnel später wird klar, was da so kokelt. Ein über 10 Schritt langer Feuerwurm mit einem Speer in der Hand schaut einer Gruppe von recht dreckligen Zwergen dabei zu, wie diese einen Wagen mit Gestein aus den Tunneln abladen und in Eimer einfüllen, die von Ketten an der Decke hängen und die wie von Geisterhand von rechts nach links wandern. Die Gefährten machen sich für einen Kampf mit dem Feuerwurm bereit. Doch der Kampf bleibt aus. Trägerzwerg Kahn wirkt einen mächtigen Zauber und der Wurm verschwindet einfach. Schwupdiwup, weg ist das Ding. Wohin hat er es denn geschickt?

Er weiß es selber nicht so genau. Die Diskussion über “Feuerelementare” und so weiter verfolge ich nicht genau, sondern schaue mich um. Wir sind inmitten eines gewaltigen Bauwerks. Alles ist riesig. Rechts von uns ist es so heiß, dass ich befürchten muss mir meinen Pelz zu versengen. Links von uns wandern die Eimer durch einen gemauerten Tunnel. Die Zwerge warnen uns, dass es vermutlich auffallen wird, wenn kein Gestein mehr mit den Eimern durch die Anlage wandert und sie wollen ihr Glück in den Tunneln versuchen. Die Tall Hunters spähen dem Weg der Eimer hinterher. Was sie dort erblicken lässt dem kleinen Paggen das Blut in den Adern erfrieren, auch wenn das ob der Hitze in diesen Hallen zunächst einmal unmöglich erscheint. In der hunderte von Schritt durchmessenden Halle vor uns steht nicht nur eine gewaltige metallene Statue, sondern ein Feuerriese in prächtiger Rüstung nutzt den Platz, um mit seinen Höllenhunden zu spielen. Die jagen einem Metallball hinterher, in dem der gegrillte Körper eines armen Gnomen aufgespießt ist. Und wäre das nicht genug, ist der Kopf des Kriegshammers des hundeliebenden Riesen wie ein Käfig gefertigt und auch darin baumelt ein Gnom! Noch lebendig! Der Ärmste! Das muss der berüchtigte Riesenherrscher Herzog Zalto sein, oder etwa nicht?

Die Befreiungsaktion des im Hammer gefangenen Gnomes wird verschoben, ich befürchte bei meinen hasenfüßigen Gefährten wie üblich auf den St. Nimmerleinstag. In der Eimerkette lassen sich die Tall Hunters über die Hundehalle hinweg ziehen. Kurz bevor sie die Halle verlassen und weiterfahren können sie aus den Augenwinkeln noch erkennen, dass der Herzog besuch bekommen hat. Von Dunkelelfen! Das wird ja immer besser. Haben meine Gefährten einen Plan hier wieder lebend rauszukommen?

Der nächste Stopp der Eimerkette ist der Arbeitsort einer Gruppe von Orks, die das Gestein aufbrechen. Die Tall Hunters warten ab, bis der Aufseher der Orks mal für kleine Feuerriesen muss und versuchen sowas wie eine zweite Befreiungsaktion. Nur dass die Orks im Gegensatz zu den Zwergen irgendwie nicht verstehen, was meine Begleiter von ihnen wollen, und so kommt es zu einem Handgemenge, das durch einen rollenden Kopf eines der Orks beendet wird. Die Orks schlagen Alarm. Schlecht für uns. Schnell wieder in die Eimer und weg hier. Sind wir aufgeflogen?

Wir fahren weiter und kommen zurück in die Hundehalle, wie ich das mal nennen möchte. Unter uns ist jetzt das riesige Tor, dass uns an die Konstruktion erinnert, die wir am Fuß der Felsen gesehen haben. Von der anderen Seite. Offenbar sucht man nach uns. So ein richtig großer Alarm ist nicht, vielleicht denken die Riesen, dass die Orks von den Zwergen attackiert worden sind, die jetzt am Tunneleingang fehlen?

Wir fahren weiter. Das Geheimnis der geisterhaften Bewegung der Eimerkette ist gelöst. Mehrere Dutzend Gefangene bewegen ein gewaltiges Rad, dessen Drehung die Eimerkette antreibt. Wir verhalten uns Mucksmäuschenstill. Und kommen so in den Ofen dieser Anlage. Wir sind nicht mehr weit vom Anfang weg, schätze ich. Über der Schlacke viele Schritt unter uns drehen ein paar Oger die Eimer mit Stangen um. Das ist jetzt eine unangenehme Zukunft. Noch unangenehmer ist das allerdings für einen kleinen Zwerg, der in den Händen eines gar nicht mal so großen Feuerriesen baumelt. Der scheinbar jugendliche Riese blafft den armen Kerl an und droht damit ihn die geschmolzene Masse unter uns zu werfen. Werden wir jetzt diesem Zwerg die Haut retten?

Ja, wir werden! Ein schneller Kampf beginnt zwischen den Tall Hunters, dem halbwüchsigen Riesen und den Ogern. Bevor die überraschend aufgetauchten Feuerriesen im Stockwerk unter uns zu uns heraufkommen können, fliehen wir mit dem Jüngling in die Tunnel. Meine Gefährten vermuten, dass es sich um den Sohn des Herzogs handelt, was Randar, der gerettete Zwerg auch bestätigen kann. Die Feuerriesen sind uns auf den Fersen, wird es uns gelingen zu entkommen?

Es gelingt uns einen Unterschlupf zu finden, doch der Unterschlupf entpuppt sich als Falle einer Dunkelelfe, die uns aufgelauert hat. Eine gewisse Ilvara Myzzrim. Man kennt sich. Der Drachling will sich mit ihr kloppen, die Silberritterin wär wohl mit dabei, aber die anderen handeln mit der Elfe. Sie verhilft uns zur Flucht, wenn die Gefährten Herzog Zalto aus der Mine hinaus und für die Verhandlungen um seinen Sohn hierher in die Tunnel locken würden. Gesagt, getan. Die Dunkelelfe wirkt einen Teleportationszauber und gibt das Aktivierungswort an Träger Kahn weiter. Und verschwindet. Alles gut und schön, nur wo werden wir mit diesem Zauber herauskommen?

Bevor diese Wahrheit offenbar wird, verlaufen die Verhandlungen mit dem Herzog und seiner Frau ganz okay, würde ich sagen. Die Tall Hunters erhalten das Muschelhorn, hinter dem sie her gewesen sind. Der Herzog erhält seinen Sohn zurück. Einigermaßen unversehrt. Wobei ich schon sehr verwundert über die Foltertaten des Trägerzwergs bin. Der hat eine ganz dunkle Seite und ich denke immer mehr, dass diese Nummer mit “ich bin ein Kleriker der Mielikki” irgendwie nur eine Tarnung ist, oder?

Ich werde da schon dahinterkommen, da bin ich mir sicher. Sicher ist auch, dass wir jetzt wissen, wohin uns der Fluchtzauber der Drow gebracht hat. Inmitten eines schlecht beleuchteten, in lila Plüsch gehaltenen fast runden Raum mit einer riesigen Spinne an der einen Wand. Und einer weiteren Drow knieend auf dem Boden. Alle wirken verblüfft und ein wenig erschrocken. Wo sind wir denn jetzt wieder?