Riesentöter
Tarsakh in the Year of the Scarlet Witch, DR 1491
Savage FrontierWildes GrenzlandLogbuchSavage Frontier Buch 2
829 829 Wörter
29.10.2022 18:08 +0000
Mit einem seltsamen Gefühl beobachte ich den Ort, den die Barbaren Olostin’s Hold nennen. Diese Mischung aus uralter, gewaltiger Festungsruine und idyllischen, kleinen Fachwerkhäusern. Einem Gefühl, wie wenn ein bestimmter Greif zweimal um die selbe Ecke biegt. Seltsam. Wäre ich in der Verfasstheit mich schütteln zu können, ich würde es tun. Ich konzentriere mich. Gerrik, ein Soldat der Faust der Gerechtigkeit hat uns an der Wegscheide des Evermoorwegs hierher überredet Bericht zu erstatten, nachdem die Gefährten von dem Fund des überfallenen Versorgungswagens seiner Truppe berichtet haben. Überredet in dem Sinne, dass er Gold und Bier für meine Freunde und eine Beförderung für sich in Aussicht stellte, sollten sie die Nachricht und die Umstände des Fundes gemeinsam seinen Vorgesetzten überbringen. Und so kam es schließlich dazu, dass Boris unseren Wagen holpernd über das Kopfsteinpflaster dieses befestigten Außenpostens in der Wildnis zieht.
Die Tage zuvor waren glorreich für die Geflüchteten aus dem Unterreich verlaufen. Mit einer gemeinsamen Anstrengung hatten sie die Feuerriesin besiegt, die sie zuvor zusammen mit einem Troll aufgespürt hatten. Snake Eyes und Maeral schleuderten von Westen her magische Geschosse auf die Riesin, Gumba Kahn und Paggen legten ihrer Gegnerin buchstäblich Steine, Ranken und Glibber in den Weg und Anselma spurtete mitten hinein in einen Zweikampf. Maeral gelang es das erste Mal mich wirklich zu beeindrucken. Verfehlte seine Elementarmagie die Angreifer in Triboar noch meilenweit, gelangen ihm zwei mächtige Treffer mit Säure und Eis, die einen Hügelriesen vermutlich direkt getötet hätten.
Doch nicht so eine Kriegerin der Feuerriesen. Diese zerschmetterte mit einem Felswurf die Schulter des Elfen und zerbrach mit einem mächtigen Hieb den Brustkorb seines zwergischen Bruders. Auch die süßen, kleinen fliegenden Einhörner, die Gumba Kahn noch kurz vor seiner Begegnung mit dem Riesenzweihänder um sich herum heraufbeschworen hatte, konnten ihn nicht retten. Leblos wurde er ins Gebüsch geschleudert. Zum Glück war Paggen zur Stelle und konnte seinem Gefährten erste Hilfe leisten. Anselma, die Kriegerin aus den Eislanden, ist dagegen eher für die letzte Hilfe zuständig. Mit einem mächtigen, donnernden Hieb ihrer magischen Kriegshacke zerschmetterte sie den Oberschenkel ihrer Gegnerin. Blut ergoss sich wie eine Fontäne aus der tödlichen Wunde über die siegreiche Barbarin!
Das Ziel der Gefährten war greifbar. Zu meiner Freude war es ursprünglich nämlich nicht zu töten, sondern den massiven, vier Fuß langen Metallzylinder zu erbeuten. Diese Art Kolben, den die Feuerriesen in Triboar bereits mit sich führten. Und ihr Verdacht bestätigte sich. Der Metallstab stellte sich als magischer Gegenstand heraus. Ein magisches Werkzeug um Adamant zu orten. Wie eine 100-Pfund-Wünschelrute! Ich bin sehr stolz. Unter meinem guten Einfluss haben sie Klugheit und Stärke bewiesen!
Mit der Kniescheibe der Feuerriesin und dem schweren Metallstab als “Beweis” im Gepäck kehrten wir nach Calling Horns zurück, um direkt Bericht zu erstatten. Natürlich erhielten wir das versprochene Empfehlungsschreiben für die Familie Zoar in Everlund. Weniger schön war es für die Gefährten zu erfahren, dass der schwer verwundete Soldat der Faust der Gerechtigkeit ein Pferd entwendet und sich aus dem Staub gemacht hatte. Unverständlich, wie Frau Zoar uns sagte. Er war keineswegs von seinen Verletzungen genesen. Der arme Mann. Er muss wirklich einen bleibenden Schaden an seinem Kopf erlitten haben. Wir beeilen uns daher und machten uns am nächsten Morgen auf. Erneut nach Osten. Erneut in Richtung Everlund.
Der Weg war uns zu Beginn allzu bekannt. Mehrmals schon sind wir hier gewesen. Hier zwischen Calling Horns und dem Abzweig nach Noanar’s Hold. Und ich bin mir sicher, eines Tages werden wir erneut zurückkehren. Um die Untoten aufzuspüren und zu vernichten, die uns vermeintlich so clever entkommen sind.
Das war vor drei Tagen. Wie erwähnt, die Aussicht auf Bier hat die Gefährten schlussendlich nach Olostin’s Hold geführt. Sicher, ich war schon neugierig auf diesen Ort. Sich verstohlen vorbeischleichen ist meine Sache nicht. Wenn es nach einigen in meiner ungewöhnlichen Reisegruppe gegangen wäre, hätten wir das Vorbeischleichen gewählt. Zu sehr fürchten sie sich davor, dass der geflohene, verwundete Soldat sie Anschuldigen könnte. Wenn er es überhaupt bis hierher geschafft hat. Uns haben nämlich Geschichten von gewaltigen Wolfsspinnen der Größe eines Schwarzbären erreicht, die in großer Zahl den Winter überlebten und nun die Gegend unsicher machen. Gesehen haben wir sie nicht. Aber ein einzelner, angeschlagener Mann auf einem Pferd? Der könnte ihnen schon ins Netz gehen.
Wie dem auch sei. Wir stehen jetzt alle in dieser Siedlung, die inmitten einer alten Festungsanlage auf der gewaltigen Felssäule einer steil abfallenden Klippenformation gebaut ist. Der Ort ist in Abschnitte unterteilt. Abschnitte, die noch erkennen lassen, wie die frühere Festung aufgebaut gewesen sein muss. Wie eine Festung von Titanen sieht das hier aus. Wie eine der legendären Wolkenfestungen, die hier vor hunderten oder tausenden von Jahren aufgesetzt hat, um sich nie wieder vom Boden zu erheben. Auf dem Hof des vor dem größeren, zweistöckigen Gebäude, das mit den Flaggen der Faust der Gerechtigkeit geschmückt ist, sind Zimmerleute am arbeiten. Sie erstellen einen Galgen. Einen Galgen für fünf. Ich sehe, wie Gumba, Maeral, Paggen, Anselma und Snake Eyes ein Schauer über den Rücken läuft.
Fiat Lux!