Schlacht um Xonthal's Turm

Im Keller des Turms eines längst verschwundenen Erzmagiers schlichen sich die Retter von Greenest an den Elementarwächtern vorbei und schritten auf einem wunderlichen Weg voran. Der Pfad führte nach “unten” und “hinaus” in einen offenen Raum. Ein schier unendlicher, mit Sternen übersäter Nachthimmel spannte sich über und unter den Gefährten auf und sie mussten sich vorsichtig auf dem, zur Brücke gewordenen, schmalen Boden des Gangs weiterbewegen, der von dem Kellergewölbe übrig geblieben war, um nicht in die scheinbare Unendlichkeit zu fallen.

Unendliche Weiten

So ungewöhnlich dieser Weg, so ungewöhnlich auch die erste Tür, auf die sie stießen. Eine solide gefertigte Holztür, die einfach so und frei am Rande des frei schwebenden Steges stand. Dahinter war nur der leere Raum. Als sie die Tür jedoch vorsichtig öffnet, konnten sie in einen runden Kellerraum blicken, dessen Wände, bis unter die 5 Meter hohe Decke, aus Regalen voller Bücher bestanden. Eine bewegliche Leiter gewährte Zugang zu den oberen Regalreihen und ein gewaltiger, aus edlem Holz geschnitzter Schreibtisch stand in der Mitte des Gewölbes. Auf dem Tisch ausgerollt war eine seltsame Karte, die eine Stadt mit dem Namen “City of Brass” an den Ufern eines Lavasees zeigte.

Karte der City of Brass

Mehr war in der Bibliothek für die Helden von Greenest nicht zu finden und so schritten sie voran über die Sternenbrücke. Diese endete schließlich vor einer weiteren, freien Türe direkt vor ihnen während die Brücke links abbog und nach kurzem Wegstück ebenfalls an einer freischwebenden Türe endete. Rechterhand schienen wieder Wände zu erscheinen und wie bereits am Anfang dieses seltsamen Kellers von Xonthal’s Turm flackerte ein Feuerschein aus dieser Richtung.

Yona öffnete die Türe gerade voraus und entdeckte einen Lagerraum mit lauter Fläschchen, Puder vertrockneten Kräuter und jeder Menge Staub. Tashenell schlich sich nach links, öffnete diese Türe und vor ihm tat sich erneut ein Gewölbe mit sehr hohen Decken auf. Der Kellerraum war wie eine große 8 geformt und in den beiden Kreisen der 8 waren jeweils eine enorme, schätzungsweise fast 10 Meter hohe Sanduhr mit einer Holzstruktur und Seilen so befestigt, dass sie sich wohl frei drehen lassen würden. Gegenüber der Türe lag ein blutverschmierter Kultist regungslos am Boden. In seinen blutverschmierten Händen hielt er die Blaue Drachenmaske! Das musste Iskander gewesen sein! Die Abgesandten des Rates nahmen die Maske an sich.

Ihr Ziel hatten sie erreicht, doch neugierig wie sie waren, erkundeten sie noch die rechte Seite der Sternenbrücke. Dort wo der Feuerschein war und die Wände wieder langsam fester und solide wurden. In einem gemütlich eingerichteten Raum saß ein Hüne mit roter Haut und Hörnern auf dem Kopf vor einem Schachspiel. Eine durchgezogene Linie aus einem kristallenen, weißen Pulver kennzeichnete die Schwelle und die Gefährten hüteten sich erstmal davor, diese Linie zu übertreten.

Taraz

Der gewaltige Tiefling stellte sich als Taraz der Gerechte vor und er sei von dem Erzmagier Xonthal vor hunderten von Jahren beschworen und anschließend hier sitzen gelassen worden. Einigen der Gefährten dämmerte es: vor ihnen stand ein mächtiger Feuerdjinn! Taraz versprach den Helden, ihnen zu dienen und drei Wünsche zu erfüllen, falls sie ihn aus seinem Gefängnis heraus ließen. Und das sei bereits so einfach zu bewerkstelligen, in dem sie die Salzlinie einfach unterbrachen. Halvan und Yona waren dafür, den gefangenen Taraz zu befreien, doch Arvandor und Tashenell hatten Bedenken. Feuerdjinn gelten als Grausam und als Sklavenhändler, es wäre nichts Gutes von diesem hier zu erwarten, so ihre Argumente. Halvan schließlich erklärte, dass sie auf jeden Fall zurückkehren würden, jetzt aber erstmal ihre Mission beenden müssten. Taraz sollte nur noch ein paar Tage mehr ausharren, dann sei Rettung auf dem Weg. Taraz war wenig begeistert von diesem Vorschlag, doch was blieb ihm übrig?

Auf dem Rückweg zum Teleportationsmechanismus untersuchte Tashenell noch den, bislang unerkundet gebliebenen, Werkraum und fand darin einen Wirbelwind, in dessen Innerem immer wieder Edelsteine aufblitzten. Er schaffte es einen Edelstein aus dem Wirbelwind heraus zu lösen, doch kaum kam der Stein auf dem Boden auf, zersprang er in tausend Wassertropfen, die sich zu einem gewaltigen Wasserelementar zusammensetzten. Tashenell machte auf der Stelle kehrt und schlug die Türe hinter sich zu.

Schnell umgingen die Retter von Greenest die übrigen Elementare im Studienzimmer und eilten zum Teleporter. Ohne Pause betätigten sie das Feld mit dem Sternsymbol und materialisierten erneut im Observatorium. Sie waren offenbar allein. Und doch war etwas anders als zuvor: der Raum war viel kälter, als sie ihn in Erinnerung hatten und als sie auf den Balkon hinaus traten war auch klar warum! Draußen tobte ein Schneesturm und der Körper des Jorgen Pawl, den sie dort versteckt hatten, war bereits recht eingefroren. Der Mann packte den toten Magier Samt und Sonders in seine magische Tasche. Schnell versammelten sich die Retter von Greenest erneut auf dem Teleportationsfeld, berührten das Symbol mit dem Dreieck und kurz darauf standen sie wieder im Irrgarten bei der Sonnenuhr.

Das Labyrinth, mit seinen gepflegten Hecken, war winterlich weiß und der Sturm zerrte an den Büschen. Der Weg zurück zum Dorf war bereits mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt. Aus den Kaminen stieg der Rauch der Feuer auf, doch auf den verschneiten und matschigen Wegen war niemand zu sehen.

Schlacht auf dem Dorfplatz

Die Retter von Greenest erreichten den Dorfplatz. Der Schneesturm schien nochmal an Kraft zuzunehmen, doch es war keine Sturmböe, welche über den Platz fegte. Es waren die mächtigen Flügelschläge von Arauthator, dem alten weißen Tod, dessen Krallen sich in das Dach eines der größeren Häuser am Platz bohrten und der die Abgesandten der Allianz wohl erwartet hatte. Ein dunkler Reiter saß auf seinem Rücken! Doch bevor weder er noch die Gefährten reagieren konnte schoss Ilnezhara heran und stieß den mächtigen weißen Drachen vom Dach. Der Reiter wurde zu Boden geschleudert und die beiden gigantischen Echsen begannen den Kampf. Lysaleth nahm ihre Drachengestalt an und flog den beiden, viel größeren Drachen, hinterher, um Ilnezhara zu unterstützen.

Die Helden von Greenest überwanden ihren Schrecken, zogen ihre Waffen und bereiteten ihre Zauber vor, als prasselnde Feuerbälle auf dem Marktplatz explodierten. Aus dem Gasthaus wurde ihnen ein Hinterhalt gelegt! Dämonen der Hölle tauchen auf und tauchten den Dorfplatz in magische Dunkelheit. Wieder und wieder explodierten Feuerbälle. Die Gefährten konnten sich kaum aus dem Bereich des Dorfplatz befreien und schafften es auch nicht ihre die Gegner zurückzudrängen. Den unbekannten Reiter Arauthators konnten Arvandor und Leosin noch schnell und gemeinsam im Nahkampf erledigen, doch gegen den riesenhaften, grünhäutigen Anführer der Dämonen schienen sie chancenlos. Hier und dort tauchte der geflügelte Gigant auf lies seine gewaltige Axt auf seine Gegner niedersausen. Leosin wurde niedergestreckt und blieb regungslos liegen. Arvandor wurde in einer Feuersäule gefangen. Magische Geschosse umgingen seine schier unüberwindliche Rüstung und die Feuerbälle, die von verborgenen Magiern geschleudert wurden, schienen niemals ein Ende zu nehmen.

Nycaloth

Yona tauchte auf ihrem fliegenden Teppich unter magischem Feuer und Kälte hindurch und lies ihre Pfeile regnen. Tashenell kletterte wie eine Spinne in das Gasthaus und bekämpfte die Wegelagerer. Der Mann war im Nahkampf mit den insektenartigen Dämonen gefangen und versuchte sich selbst zum Affen zu machen.

Halvan gelang es mit einem mächtigen Auflösungszauber den Anführer der Dämonen zu treffen und so schien wieder eine Befreiung aus der Umklammerung ihrer Angreifer möglich. Tashenell kämpfte die im Gasthaus verschanzten Kultisten nieder und Yona schoss Pfeil um Pfeil von ihrem fliegenden Teppich aus auf die dämonischen Widersacher der Abgesandten der Allianz.

Die verzweifelt kämpfenden Helden ermüdeten immer mehr und mehrere von ihnen erlitten in der absoluten Dunkelheit ihrer Gegner aus den Höllen tödliche Verletzungen. Yona konnte kaum noch mit ihrem Bogen dem Feind zusetzen, sie flog statt dessen mit ihrem Teppich in Windeseile von Gefährte zu Gefährte um ihre schwer verletzten Freunde mit Heiltränken aus ihrem Fundus zu versorgen. Mit letzter Kraft gelang es Arvandor den Anführer der Dämonen zu erschlagen und das öffnete den Rettern von Greenest eine Möglichkeit sich selbst zu retten.

Sie rannten und flogen in Richtung des Labyrinths davon - weg vom dampfenden und nach verbranntem Fleisch stinkenden Dorfplatz mit der einstmals prächtigen Eiche vor dem brennenden Gasthaus.

Kaum hatten sie die letzten Hütten des Dorfes erreicht, da hörten sie über sich die Flügelschläge der gewaltigen Drachen, die wieder aus nördlicher Richtung zurückgekehrt waren. Der weiße Arauthator wurde im Luftkampf stark von seinen inzwischen drei Gegnerinnen bedrängt: die junge, kupferne Drachin Lysaleth gemeinsam mit den Schwestern Tazmikella und Ilnezhara!

Epilog

Rath Mordar

Ein gewaltiger Blitz zischte durch das Schneegestöber und traf Lysaleth, die einen Steinwurf weit zwischen den Gefährten und dem Weg zum Labyrinth aufschlug und von den jungen Stämmen einer kleinen Fichtenschonung im Fallen und Rutschen aufgehalten wurde.

Nach dem Blitz schien für einen Moment Stille zu herrschen und auch der Wind schien Atem zu holen. Arauthator und die Drachenschwestern waren im Schneegestöber so schnell außer Sicht, wie sie erschienen waren.

Vom Dorfplatz und von den Häusern der Dorfbewohner durchbrachen Angst- und Todesschreie von Menschen die plötzliche Stille.

-Fohleireih