Vergeltung
Zur Erinnerung: wir sitzen am Rand des Heimatdorfs von Trägerzwerg und Finsterelf in Deckung. In dem Dorf befindet sich eine Soldatentruppe, welche die Faust der Gerechtigkeit genannt wird und dort nicht hingehört. Der Finsterelf hat das Dorf ausgekundschaftet und mit den Trägereltern gesprochen. Jetzt wollen sie mit den Finstereltern reden, genauer mit Finstermutter. Ich komme mit. Ich wirke wieder einen Zauber der Verstohlenheit, ich werde da richtig gut darin! Die Finstermutter ist auch eine Zauberin, denn sie ist die ganze Zeit unsichtbar. Die bisher bekannten Informationen werden bestätigt. Ja, sie haben ein Halblingsmädchen in Gefangenschaft. Ja, sie erwarten den Besuch der Tall Hunters. Ja, die Anführer sitzen oben in den Bäumen in der Versammlungsbaumhalle des Dorfes. Ja, der Finstervater sei der Ansprechpartner und den Ideen der Faust sehr aufgeschlossen gegenüber. Einer der Ideen sei es, dass die Zwerge, die unten am Boden leben, wieder zurück in ihren Berg sollen, weil dort eine „Gefahr“ gebannt sei. Die Brüder verziehen das Gesicht. Begeisterung sieht anders aus. Entschlussfreude auch. So wie die Finstermutter das geschildert hat, wird die Gefangene als Köder verwendet und das ganze Dorf ist in Geiselhaft dieser Faust. Sehe nur ich das so? Und wer soll da geködert werden?
Nach der Rückkehr der Brüder Trägerzwerg und Finsterelf diskutieren die Leute wieder länglich über die Vorgehensweise. Trägerzwerg schlägt einen Treffpunkt auf neutralem Grund vor. Die meisten anderen - am Ende auch der Finsterelf - wollen direkt zu den Anführern der Faust. Ich langweile mich und beschäftige mich weiter mit dem magischen Rubin an meiner Brust. Welche Geheimnisse gibt es noch entdecken?
Am Morgen wird die Mehrheitsentscheidung in die Tat umgesetzt, die ganze Gruppe marschiert ins unaussprechliche Dorf und wird dort freudig begrüßt. Ich wäre da vorsichtiger und segne den Trägerzwerg mit einem Schutz der Natur. Das klappt nicht ganz befürchte ich. Seine Haut sieht danach komisch furchig aus, er nimmt es mir aber zum Glück nicht übel. Ich denke ich sollte vielleicht doch erstmal üben. Nach einer kleinen, aber umständlichen Leibesvisitation geht es weiter zu den Anführern dieser Faust der Gerechtigkeit. Ich bin ganz hibbelig und sehr gespannt. Was das für welche sind?
Mich trifft der Schlag. Mir ist schlecht. Ich kotze dem Trägerzwerg gleich in die Buchse. Ich kenne die Visage dieser ach so edel gerüsteten Drachlingsanführerin! Eine Erinnerung kehrt wie ein Hammerschlag in mein armes Hirn zurück. Wie diese Echsenschlampe mich an meinen Haaren aus meiner Hütte zerrt. Ich schreie und schlage um mich. Dieses Symbol dieser Truppe, daher kenne ich es! Sie waren in meinem Zuhause! Und jetzt sind sie hier! Sie bedrohen auch im unaussprechlichen Dorf die Familien! Haben sie auch schon Kinder aus ihren Heimstätten gezerrt?
Ich kriege wenig von dem mit was in der Versammlungshalle der Siedlung hoch oben in den Bäumen passiert. Diese verdammten Kopfschmerzen sind zurück, kein Wunder bei dem Schock. Außerdem hab ich nur so ein kleines Gehirn, wie soll das arme Ding auch mit meiner verrückten Situation umgehen?
Irgendwelche Gegenstände werden gezeigt und irgendwas wird verhandelt. Mir egal. Mit dem bisschen funktionierenden Grips, der mir bleibt, überlege ich wie ich diese goldene, aufrechtgehende Eidechse umbringen werde. Blitze. Ich könnte Blitze beschwören. Ich habe gehört, Druiden könnten ganze Gewitter heraufbeschwören. Ich beginne. Dann fällt mir ein, dass das Dorf hier zwar unaussprechlich, aber auch unschuldig ist. Ich kann nicht einfach das ganze Dorf in Schutt und Asche legen, ganz schön clever von dieser Faust-Teufelin. Ja, versteck dich nur hinter Unschuldigen, ich krieg dich schon noch. Nur wie?
Die Muskelfrau will die Gefangene sprechen und die goldene Kackechse begleitet sie. Meine Gelegenheit. Ich wirke wieder meinen Schleichzauber und mach mich hinterher. Den Schutzzauber brauch ich gar nicht wirklich, es ist inzwischen total neblig geworden. Hab ich wegen meinem Schock gar nicht mitgekriegt. Vielleicht kann ich der Echse das Gesicht zerkratzen und sie in die Tiefe stürzen?
Ich zittere am ganzen Körper und verstehe jetzt etwas besser, warum es den Leutchen so schwer fällt sich für das eine oder das andere zu entscheiden. Was ist schon richtig, was ist schon falsch. Während ich hadere, hadert die Muskelfrau nicht. Dunkle Tentakel schießen aus ihren Armen! Was zum Avernus!? Die Drachenschlampe wird gepackt und baumelt über dem Abgrund. Eine der Wachen schießt Blitze und Eiskugeln auf den goldenen Wurm, die sich in den Tentakeln windet. Ihre eigenen Leute wenden sich gegen sie! Bestimmt, weil sie eine Tyrannin ist! Oder war das doch ein Fehlschuss? Und warum zum Asmodeus kann eine Wache zaubern, können jetzt alle zaubern?! Überall fliegen Eissplitter umher und ich weiche schnell auf die Unterseite der Wege aus. Kein Problem für ein flinkes Hörnchen wie mich. Von dort unten sehe ich wie meine Peinigerin in die Tiefe fällt. Losgelassen von den Tentakeln stürzt sie in ihren Tod. Hurra! Ich liebe die Muskelfrau! Ich klettere um die Plattform herum und komme wieder oben an. Was ist denn hier los?
Die anderen sind da. Trägerzwerg, Finsterelf, Hibbelgnom und Silberdrachling. Und ein Engel. Schön. Der Engel fliegt zur Muskelfrau, bestimmt um sie zu unterstützen. Die anderen werfen mit ätzenden Zaubern auf die Wache, die Zauber geschleudert hat. Diese Wache springt wie Flummi von Ast zu Ast und flüchtet. Der Trägerzwerg beschwört ein glühendes Geschoss und zielt auf die kleine Gefangene in dem Käfig. Ich bin komplett verwirrt. Wer ist Freund und wer ist Feind?
Wenn ich nicht schon Kopfschmerzen hätte, dann würde ich welche bekommen. Ich versuche es auf die schnelle mal mit einfachen Grundsätzen. Die Muskelfrau hat die schändliche Drachenschlampe in Richtung Erdboden geschleudert. Ich laufe zur Muskelfrau, da erscheint es mir erstmal am sichersten zu sein.