Zum Auge

Wir schreiben das Jahr 128 in dem der ehrenwerte Hashkar den Vorsitz innehat. Dies sind die Aufzeichnungen eines bescheidenen Chronisten. Ich befinde mich auf einer Erkundungsreise zu den materiellen Sphären der wilden Völker des Multiversums. Weit entfernt von der Zivilisation schwebe ich mutig dorthin, wo noch nie zuvor eine gebildete Kreatur gewesen ist. Gegenwärtig berichte ich aus der Region der Schwertküste von Faerûn.


Ich habe die Gelegenheit wahrgenommen, die wenig fruchtbare Zusammenarbeit mit Elek von Wilmatsheym aufzukündigen und jemand anderen unter Vertrag genommen. Ein eingeborener, verwilderter Elf, der sich sowohl physisch als auch geistig von männlichem Geschlecht zu erkennen gibt, mit Namen Maeral aus dem Haus Thaorael. Wobei “Haus” eine irreführende Übersetzung ist, “Stamm” oder “Clan” ist nach meinem Urteil die treffendere Einordnung des Familiennamens.

Ich habe mich zudem einer lokalen Rotte angeschlossen, bestehend aus diversen Volksgruppen: zusammen mit dem bereits genannten Maeral handelt es sich um 5 Männchen, zu je einem Elfen, einem Zwerg, einem Gnomen, einem Drachengeborenen und einem Frostriesen sowie einem Menschenweibchen. Die Gruppe ist unterwegs zu einer Hochgebirgsregion im Norden, um nach einem alten Tempel der Riesen zu suchen, wo sie esoterischen Erkenntnisgewinn erhoffen.

Der Ausgangspunkt dieser Reise und gleichzeitig der Ort der Vertragsaufnahme mit besagtem Elfen ist eine Ortschaft mit Namen Langsattel. Die Familie Harpell hat dort ihren Stammsitz und ist auf dieser Sphäre weithin als Familie mit außergewöhnlicher magischer Begabung bekannt. Das ist auch der Grund für meinen vormaligen Vertragspartner Elek gewesen, hierher zu kommen. Natürlich hat dieser Schwerenöter sofort mit dem nächsten hübschen Ding angebandelt, was ihm über den Weg gelaufen ist. Damit hat er auch das Ende unserer geschäftlichen Beziehung eingeläutet, denn was zu viel ist, ist bekanntlich zu viel.

Über Langsattel lässt sich im Grunde wenig sagen, ein langweiliges Dorf am Rande einer stauben Straße in einer unzivilisierten Umgebung. Das bemerkenswerte Gebäude, das auf einem Hügel als Stammsitz der Familie Harpell gilt, ist die einzige Ausnahme in hunderten von Meilen Umgebung. Ich werde über die Experimente, die ich beobachten konnte und dieses wirkliche Interessante Gebäude eine separate Abhandlung verfassen, um diese Chroniken nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Nur so viel: der Elf Maeral hat im Haus der Harpell magische Formeln studiert. Und so haben wir uns kennengelernt.

Die anderen aus meiner aktuellen Reisegruppe waren unterdessen in Wirtshäusern mit Gelage beschäftigt. Den Riesen aus dieser Gruppe, Harshnag ist sein Name, haben die übrigen Eingeborenen deshalb aufgesucht, weil die Ordning der Riesen gestört sei. Deswegen käme es zu diesen Angriffen der Riesen in dieser Region. Die Sturmriesen, als traditionelle Herrscher der Riesenvölker halten ihre Vasallen wie die Feuerriesen nicht mehr im Zaum, weil der Riesenkönig Hekaton verschwunden ist. Die Idee des Harshnag ist es, zum sogenannten “Auge des Allvaters” zu reisen, einem alten Tempel, wo den Legenden zufolge ein Orakel verortet sein soll. Dieses Orakel gelte es zu Fragen, wie die Bedrohung durch die Riesen am besten aufgehalten werden könne.

Ich ordne das als typisches Verhalten von Wilden ein. Anstatt sich zu fragen, wohin der König verschwunden ist und wer ein mögliches Motiv hat, also mit Verstand und Deduktion die Situation zu analysieren, nimmt man die erste übernatürliche Erklärung, die man finden kann. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, sich an eine Gottheit zu wenden ist mitnichten übernatürlich, sondern auch nur logisch, aber das “Orakel” erscheint mir dann doch eher ein verzweifelter Versuch von Ungebildeten zu sein. Mir ist es einerlei, für mich ist es eine weitere Möglichkeit, metapologische Erkenntnisse zu gewinnen.

Die Expedition zu diesem Tempel ist durch die Begleitung eines Riesen trotz der Gefahren dieser Wildnis ein unaufgeregtes Unterfangen. Keine Kreatur kommt uns in die Nähe. Auch die Wyvern nicht, die der Zwerg Gumba Kahn offenkundig dressiert hat. Eine langweilige Reise, bis zu dem Moment, als wir uns am Eingang zu einem Tal einer schwebenden Burg entgegensehen. Ich gebe zu, der Begriff der Burg ist eher gewählt, um am Ende dieses Eintrags noch einmal Aufmerksamkeit zu generieren. Es handelt sich tatsächlich um zwei Türme und etwas verfallenes Mauerwerk auf der Oberseite eines Felsen. Allerdings eines schwebenden Felsen. Und das fällt durchaus in die Kategorie der ungewöhnlichen Begebenheiten.

Gezeichnet

P

Professor der thanergetischen Osteologie
Magister der Intromittik
Administrator Klasse A6 der Bruderschaft der Ordnung

Professor Pecker